Das Immunsystem

WIE FUNKTIONIERT ES? WIE KANN ICH ES STÄRKEN?

Ein beeindruckendes System

Nach dem Entschluss ein paar Zeilen über unser Immunsystem zu schreiben, habe ich mein Wissen darüber etwas umfangreicher aufgefrischt und ich muss sagen:
Ich bin mal wieder zutiefst beeindruckt von dem Wunderwerk Mensch!

Die Funktion unseres Abwehrsystems ist eine komplexe Interaktion verschiedener Faktoren. Am Ende des Beitrags findet Ihr meinen Versuch einer Erläuterung.

Wofür haben wir ein Immunsystem?

In unserer Welt sind wir ständig umgeben von Kleinstlebewesen (Bakterien, Pilzen, und Ähnlichem), Giftstoffen und Viren.
Wir haben einige Strategien, um dieses Körperfremde draußen zu halten:
*Haut und Schleimhaut bildet eine mechanische Barriere, verstärkt durch eine Mikroflora – also befreundete Mikroorganismen, die keinen Platz für unfreundliche Mikroben lassen

*winzige Flimmerhärchen in der Lunge, die uns helfen Fremdkörper wieder aus zu husten *in unserem Speichel ist ein Enzym, das bestimmte Bakterien zerstört
*unsere Magensäure verhindert, dass die meisten Erreger weiter kommen
*selbst das Bluten, wenn wir uns geschnitten haben, hilft Bakterien wieder aus der Wunde zu spülen.

Haben all diese Maßnahmen nicht gereicht und es konnten Erreger in den Körper eindringen, wird das Abwehrsystem aktiv.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass in unserem Inneren Zellen entarten.
Das kann zahlreiche, teils unbekannte Ursachen haben.
Auch hier ist es die Aufgabe unseres Immunsystems, diese Krebszellen zu beseitigen.

An dieser Stelle ist es mir wichtig zu erwähnen, dass die ständige Auseinandersetzung mit potentiellen Krankheitserregern ein unverzichtbares Training für unser Immunsystem ist, um fit und stark zu bleiben.
Das heißt also, ein übertriebenes desinfizieren unserer Umgebung ist nicht gut. Normale Hygiene und ein regelmäßiges Händewaschen reichen vollkommen.

Durch welche Faktoren wird unser Immunsystem beeinflusst?

Wie alles in unserem Körper wird auch unser Immunsystem durch unsere Gene, durch die Umwelt, durch unseren Lebensstil und durch unsere Psyche beeinflusst.
Gerade mit letzterem beschäftigt sich ein relativ neues Forschungsgebiet, die Psycho-Neuro- Immunologie!

Gene
Auf manche genetischen Aspekte können wir keinen Einfluss nehmen, z.B. dass wir altern und somit auch unser Immunsystem.
Doch je besser wir die nachfolgenden Bereiche unseres Lebens beeinflussen, desto weniger wichtig wird die genetische Basis und desto vorteilhafter wird unsere Epigenetik (- welche Gene ein- oder ausgeschaltet sind)

Umwelt
Ein wichtiger Aspekt liegt hier auf kleinster Ebene – ein gesundes Mikrobiom!
Gemeint ist hier eine Besiedlung von Haut und Schleimhaut mit vorteilhaften Bakterien, welche gar nicht erst zulassen, dass Krankheitserreger Probleme machen.
Eine gesunde Darmflora bildet auch notwendige Vitalstoffe für uns.
Natürlich ist es wichtig, dass wir uns mit Natur umgeben und Giftstoffe meiden. Hier beziehe ich mich auf Zusatzstoffe in Pflegeprodukten, Reinigungsmitteln und in Lebensmitteln.

Lebensstil
ganz wichtig für einen gesunden Körper und ein starkes Immunsystem sind Bewegung, gesunde Ernährung mit ausgewogenen Vital- und Nährstoffen, ausreichend Erholung und Schlaf, sowie Freude mit Freunden.
Diese Punkte beeinflussen auch direkt die Psyche.

Psyche
Stress und Angst reduzieren die Funktion des Immunsystems, beträchtlich!
Das liegt an den Hormonen, die ausgeschüttet werden. Gemeint ist nicht ein kurzer Schreckmoment oder etwas Stress über kurze Zeit – ein Problem entsteht durch Dauerstress und langanhaltende Angstzustände, die oft als Begleiter der heutigen Zeit auftreten.
Hier ist es wichtig einen Weg zu finden wieder zur Ruhe zu kommen.

Was kann ich nun tun, um mein Immunsystem zu stärken!

Ich habe mal neun Punkte zusammengestellt, von denen ich überzeugt bin.

1. Ernährung

Damit unser Immunsystem stark ist, braucht es den richtigen Brennstoff, also die richtigen Nährstoffe.
Als Basis dient viel und abwechslungsreiches Gemüse. Darin findet unser Körper jede Menge Nährstoffe, die er braucht.

Eine tolle Möglichkeit ist fermentiertes Gemüse. Durch die Fermentation vervielfältigen sich die Nährstoffe und unsere Darmflora freut sich auch.
Hochwertige Proteine sind unerlässlich, denn alle unsere Abwehrstoffe bestehen aus Eiweiß. Weißes Fleisch und Eier sind eine optimale Proteinquelle.

Es geht aber auch ohne tierische Produkte.
nutzt man Hülsenfrüchte als Eiweißquelle ist die richtige Zubereitung sehr wichtig.
Linsen, Bohnen und Kichererbsen werden eingeweicht, danach gut mit frischem Wasser gewaschen und dann erst gekocht. So werden sie vertraglicher und bitte den Kümmel nicht vergessen. Fermentierte Sojabohnen, wie Miso und Natto sind Nährstoff- und Proteinbomben, an deren Geschmack man sich leicht gewöhnt.
Will man auf Nummer sicher gehen, ist ein Hanf-Proteinpulver eine gute Eiweißquelle.

Ich persönlich gehe bei einigen Vitaminen und Mineralien auf Nummer sicher.
Ich ergänze meine Ernährung mit Omega 3, Lebertran, Vitamin D3, Trinkmoor und in der Erkältungszeit auch mit Vitamin C, Zink und Selen.

Außerdem will ich auch gleich erwähnen, dass wir ausreichend trinken müssen, damit alles gut im Fluss bleibt.
Mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee ist meine Empfehlung.

2. Starker Darm – starkes Immunsystem

Der Darm ist das größte „Tor“ in unserem Körper. Daher ist hier unser Immunsystem am stärksten vertreten und hier haben wir auch einen starken Einfluss!
In Martinas Blogbeitrag vom Oktober ging es bereits um die Darmgesundheit.
Da könnt Ihr nochmal alles nachlesen.

3. Ausreichend erholsamer Schlaf

Im Schlaf regeneriert unser Körper.
Es reicht schon eine Nacht ohne Schlaf um die Abwehr zu schwächen.
Es gilt 7 bis 8 Stunden Schlaf anzustreben.
Eine Abendroutine erleichtert es runterzukommen, vielleicht mit Tee, Kerzenlicht und/oder einem beruhigenden Duft.
Bei mir gibt es circa 3 mal wöchentlich ein basisches Fußbad. Das entlastet mich und hilft mir beim Durchschlafen.

4. Bewegung – soviel wie nötig

Was bedeutet das genau? Nun, das ist individuell etwas unterschiedlich.
Zu starke körperliche Anstrengungen kann ich nicht empfehlen, vor allem wenn man vielleicht schon auf einem sehr stressigen Niveau unterwegs ist. Ausgiebige Spaziergänge in der Natur sind für jeden gut.
Schon eine Stunde spazieren im Wald erhöht die Anzahl unserer natürlichen Killerzellen und reduziert Stress.

5. Stress reduzieren, Abschalten

Dass Stress und Angst unser Immunsystem schwächen, habe ich schon erwähnt.
Methoden zum Abschalten gibt es viele.
Ich habe einiges ausprobiert und für mich sind Autogenes Training und Meditation sehr hilfreich und wichtig. Meinen Kopf zu Ruhe zu bringen, das ist DIE Herausforderung für mich.

6. Atmen

„Überatmen“ um genau zu sein.
Hierbei geht es darum möglichst alle alte Luft aus der Lunge auszuatmen, um sie sofort wieder mit frischer Luft, bis in die letzten Spitzen zu füllen.
So geht das:
Beim Ausatmen den Bauch tief einziehen, die Seiten und den Brustkorb zusammen ziehen und zum Schluss noch die Schultern vorziehen.
Beim Einatmen entfalten wir uns wieder komplett. Angefangen mit den Schultern und dem Brustkorb – dabei gerne auch die Arme weit machen, weiter in die Seiten und in den Bauch atmen. Zwischen Aus- und Einatmen keine Pause lassen und alles am besten viermal wiederholen. Wundert Euch nicht, sollte es ein wenig Kribbeln überall oder etwas Schwindel auftreten. Das entstehende Überangebot an Sauerstoff schickt nun Lebensenergie durch Euren Körper und Eure Lungen werden bestens durchlüftet. Diesen Tipp gab es neulich von Dr. Neuburger, bei ihm findet man auch eine Videobeschreibung.

7. Kalt duschen

Brrrr… den ganzen Körper kalt zu duschen! Das habe ich noch nicht geschafft.
Es gibt aber reichlich Erfahrung mit der positiven Wirkung auf Stoffwechsel und Immunsystem. Vielleicht habt Ihr schon von der Wim Hof – Methode gehört, diese kombiniert Eisbäder mit einer Atemtechnik.

8. Den Thymus „wachklopfen“

Erst jetzt habe ich mich wieder an diesen Gesundheitstrick erinnert, den eine Freundin schon seit Jahren erfolgreich anwendet. Einfach ruhig atmen und beim Ausatmen mit drei Fingern auf den oberen Teil des Brustbeins, unterhalb der Schlüsselbeinansätze, klopfen – nicht all zu fest. Das geht gut allerorts und rüttelt einen Teil unseres Immunsystems wach.

9. Ergänzungen aus der Natur

Um das ganze Immunprogramm abzurunden, gibt es noch Unterstützung in der Natur. Sehr hilfreich, wenn man nicht immer die Zeit für die obengenannten Methoden findet.


Cistrose

Diese Pflanze aus Griechenland gehört schon seit vielen Jahren in meine Teeküche.

Manuka Honig

Aus eigener Erfahrung kann ich diesen Schatz aus Neuseeland jedem empfehlen.

Süßholzwurzel

Auch medizinische Fachzeitschriften berichten über die vorteilhafte Wirkung.

Antioxidantien reiche Lebensmittel

Die positive Wirkung auf die Gesundheit ist hinreichend bekannt. Mein Favorit sind Aroniabeeren – kaum Zucker, aber viel blauer Farbstoff, auf den es ankommt.

Heilpilze wie Reishi, Cordyceps oder Shiitake

Diese sind vor allem aus den östlichen Heiltaditionen bekannt. Auch wir können ihre Kraft für mehr Vitalität und Abwehrkräfte nutzen

Da jetzt wieder das Heizen beginnt, wird die Raumluft wieder trocken.
Das wirkt sich auch auf die Schleimhäute der Atemwege aus und sie werden anfälliger für Infektionen.
Ein Luftbefeuchter, oder einfach nur eine Schale Wasser auf der Heizung verschaffen da Abhilfe. Um die Luftqualität zu verbessern, kann man noch zusätzlich ein oder zwei ätherische Öle verwenden.
Ganz nach Lust und Laune verwende ich Erfrischendes wie Orange oder Mandarine, Beruhigendes wie Lavendel oder Vanille und ganz toll luftreinigend sind Nadelhölzer wie Zirbe oder Douglasfichte.
Es gibt auch sehr gute Mischungen ätherischer Öle, da ist für jeden Geschmack was dabei.


Zu guter Letzt:

Wie arbeitet unser Abwehrsystem?

Hier könnten jetzt sehr komplexe Erklärungen folgen, die aber den Rahmen sprengen würden. Daher werde ich die Zusammenhänge sehr, sehr verkürzen.

Grob unterscheiden können wir zwischen angeborener = unspezifischer und erworbener = spezifischer Immunantwort. Beide überschneiden sich.

Zuerst läuft immer das unspezifische System an:
Zum Beispiel entsteht bei einer Gewebeschädigung durch einen Kratzer, eine Entzündung.
Das ruft weiße Blutkörperchen auf den Plan – Granulozyten, Monozyten und Makrophagen, die sogenannten Fresszellen.
Diese „Ersthelfer“ erkennen Krankheitserreger und zerstören diese durch Abgabe von toxischen Stoffen, oder indem sie die Fremdkörper in sich aufnehmen und auflösen – also fressen. Gleichzeitig geben sie weitere Botenstoffe ab, um noch mehr Immunzellen anzulocken.

Jetzt wird es allmählich Zeit für die spezifische Immunantwort.
Diese braucht etwas länger, um anzulaufen, ist aber dann hoch effektiv – besonders falls die Eindringlinge schon bekannt sind.
Die Aktivierung dieses Systems erfolgt durch Antigene – das sind charakteristische Bestandteile (kurze Eiweißketten) der Erreger.

Hier ist die Schnittstelle der angeborenen und erworbenen Abwehr. Denn Makrophagen als auch Dendritische (verzweigte) Zellen des Unspezifischen Systems können diese Antigene präsentieren, um passende T-Lymphozyten und B-Lymphozyten zu aktivieren.

Ein Teil der T-Lymphozyten (CD4+T-Zellen) spezialisieren sich jetzt zu Zellen, die: *wiederum die unspezifische Immunabwehr ankurbeln – diverse T-Helferzellen
*eine mögliche überschießende Immunantwort verhindern – Regulatorische T-Zellen
*bei einer erneuten Infektion mit dem gleichen Erreger, für eine schnelle Reaktion sorgen – T-Gedächtniszellen

*wichtig sind zur Aktivierung der B-Lymphozyten – Follikulare T-Helferzellen (TFH-Zellen).

Ein weiterer Teil der T-Lymphozyten (CD8+ oder zytotoxische T-Zellen) reagieren auf Antigene, auf der Zellmembran unserer Körperzellen.
Diese entstehen durch Entartung (Krebszelle) oder wenn die Zelle durch einen Virus befallen ist. Die zytotoxische T-Zelle löst nun den automatischen Zelltod (Apoptose) aus bzw. zerstört durch Zytokine die Zellmembran und auch so die Zelle.

B-Lymphozyten erkennen Antigene präsentiert durch unspezifische Immunzellen, aber auch ohne Präsentation, d.h. direkt die Erreger.
Angedockt an Antigen oder Erreger, zeigen diese B-Lymphozyten auf ihrer Oberfläche wiederum das Antigen, welches durch die TFH-Zellen bestätigt werden muss, um die B-Lymphozyten zu aktivieren (also eine Art doppelte Absicherung).

Durch die Aktivierung bilden sich:
*B-Gedächtniszellen, für eine zukünftige schnelle Immunantwort, und
*Plasmazellen, die auf den Erreger spezialisierte Antikörper produzieren.
Diese Antikörper binden sich nun an die Erreger. Das macht diese nun unschädlich oder verbessert die Wirkung der Unspezifischen Immunantwort.

Zur Vollständigkeit, möchte ich noch Gewebe erwähnen, die zum Immunsystem gehören. Da wäre das Knochenmark, in dem die Weißen Blutkörperchen spezialisiert entstehen und der Thymus, in dem manche Lymphozyten ausreifen
– beides gehört zu den primären Lymphatischen Organen.

Zu den sekundären Lymphatischen Organen gehören die Lymphknoten, Milz und Gaumenmandeln – hier kommt es zum Antigenkontakt und dem Kontakt vom Spezifischen und Unspezifischen Immunsystem. Auch die Vermehrung von Lymphozyten findet hier statt, wodurch es zu den bekannten Schwellungen der Lymphknoten kommt.

Das ist nun das Ende meines ersten Gast-Blogbeitrags.
Ich hoffe er ist nicht zu lang geworden und viel wichtiger, der eine oder andere Punkt war interessant für Euch!

Wenn Ihr noch Fragen habt, wisst Ihr ja, wo Ihr mich findet.

INA-MARIA KLAWIKOWSKI

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Ina-Maria Klawikowski

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